Vielleicht ist genau das die größte Einladung: Nicht weniger zu werden – sondern ganz.
Es gibt eine Form von Sehnsucht, die oft im Verborgenen bleibt. Sie wird geflüstert, nicht ausgesprochen. Sie lebt in Fantasien, nicht in Gesprächen. Und sie löst bei vielen Menschen Unbehagen aus – selbst dann, wenn sie sie tief in sich selbst spüren: die Sehnsucht, sich vollständig hinzugeben. Sich zu unterwerfen. Die Kontrolle abzugeben. Nicht mehr denken zu müssen. Nur noch fühlen.
Es ist eine Sehnsucht, die in der Tiefe wurzelt – nicht in der Oberfläche. Eine, die sich nicht erklären lässt, aber in jeder Zelle spürbar ist. Sie taucht in einsamen Nächten auf. In Berührungen, die nicht enden. In Momenten, in denen du dich nach Verschmelzung sehnst, aber nicht weißt, wie du sie zulassen sollst. Es ist der Wunsch, nicht mehr stark sein zu müssen. Nicht mehr führen. Nicht mehr funktionieren. Sondern einfach – sein. Gehalten. Gesehen. Geöffnet.
Doch ist diese Sehnsucht gesund? Oder ist sie ein Zeichen ungelöster Wunden? Ist sie Ausdruck deiner tiefsten Wahrheit – oder das Echo eines alten Schmerzes? Vielleicht ist sie beides. Und vielleicht beginnt genau hier die Reise zurück zu dir – mit einer Frage, die du dir nur selbst beantworten kannst: Was in mir sehnt sich nach Hingabe – und was möchte einfach nur heilen?
Kontrolle, Macht und Hingabe – ein komplexes Spannungsfeld
In unserer heutigen Gesellschaft wird Kontrolle oft mit Stärke gleichgesetzt. Wer die Kontrolle behält, gilt als souverän. Wer sich führt, gilt als frei. Doch in intimen Beziehungen – vor allem in der sexuellen Tiefe – zeigt sich ein anderes Bild: Dort, wo Vertrauen und Präsenz entstehen, wächst oft der Wunsch, Kontrolle abzugeben. Nicht aus Schwäche, sondern aus Sehnsucht. Aus einem tiefen inneren Impuls, gehalten zu werden. Ganz.
Diese Sehnsucht nach Unterwerfung ist nicht zwangsläufig destruktiv. Sie kann Ausdruck eines tiefen Bedürfnisses nach Verschmelzung sein. Nach wahrer Intimität. Nach einem Moment, in dem du dich selbst nicht mehr festhalten musst, sondern dich fallenlassen darfst – in die Hände eines anderen. Es ist ein Spiel mit Macht und Ohnmacht, das nur dann gesund ist, wenn es aus Konsens, Klarheit und gegenseitiger Achtung entsteht.
In mir lebt seit jeher die Sehnsucht nach dieser ganz tiefen Verbindung – nach einem unendlichen WIR, nach echter Verschmelzung, radikaler Offenheit und einer Hingabe, die nicht gespielt, sondern durchdrungen ist. Bereits mit 16 war das in mir emotional spürbar – nicht als flüchtiger Wunsch, sondern als innerer Ruf. Ich bin bereit, mich ganz zu geben, nicht aus Bedürftigkeit, sondern aus Fülle. Ich bin bereit, mich nackt zu zeigen, ohne Masken, ohne Schutz. Bereit, alles zu halten – auch das, was unausgesprochen bleibt.
Doch ich kann diesen Weg nur mit einer Frau gehen, die mehr will als romantische Tiefe in Worten. Sie muss bereit sein, dieses WIR wirklich zu leben – nicht als Ideal, sondern als gelebte Praxis. Weniger ist für mich nicht vorstellbar. Es geht nicht um Besitz, nicht um Auflösung des Selbst im Anderen – sondern um die freiwillige Entscheidung, in diesem Raum gemeinsam zu sein. Ein Raum, der so viel Weichheit wie Kraft verlangt.
Für mich ist echte Hingabe keine Unterwerfung unter jemanden. Es ist ein freiwilliges Loslassen – ein Sich-Unterwerfen vor dem eigenen Herzen. Ein Aufgeben von Kontrolle vor der Liebe selbst. Denn dort, wo wir vertrauen, geschieht etwas Heiliges: Wir müssen nicht mehr kämpfen. Wir dürfen einfach nur noch sein.
Vielleicht ist genau das die größte Revolution: Wenn zwei Menschen sich nicht verlieren, sondern sich finden – in der absoluten Bereitschaft, sich gegenseitig zu halten, zu öffnen, zu führen und geführt zu werden. In einem Tanz, der nichts weniger als das Göttliche berührt.

Trauma als Ursprung – oder als Transformationskraft?
Manchmal braucht es keinen Plan.Nur einen Moment, der alles verändert.
Nicht laut. Nicht dramatisch. Nur ehrlich. Ich bin nicht hier, um dich zu verändern. Ich bin hier, um dich zurück zu dir zu führen. Wenn du fühlst, dass es Zeit ist – dann komm hierher: Wer ist Maik Thomas
Viele Menschen, die sich nach Unterwerfung sehnen, tragen Erfahrungen in sich, in denen ihnen Kontrolle genommen wurde. Missbrauch, Grenzüberschreitungen, emotionale Verlassenheit. Die Psyche versucht, das Erlebte zu verarbeiten – oft, indem sie ähnliche Szenarien wiederholt, diesmal aber aus freien Stücken. Das kann eine Form der Rückeroberung sein. Der Selbstermächtigung durch bewusste Wahl.
Aber: Nicht jede Sehnsucht nach Unterwerfung ist traumabasiert. Manchmal ist sie auch ein spiritueller Impuls. Ein zutiefst körperlich-seelischer Wunsch, sich jenseits des Ichs zu erleben. In der Hingabe liegt eine Form von Auflösung – eine Rückkehr ins Urvertrauen. In diesen Momenten kann Unterwerfung heilig sein. Frei. Wahr.
In mir liegt keine Traumatisierung als Ursprung dieser Sehnsucht – sondern eine tiefe, klare Entscheidung für Verbindung. Für das größte WIR, das ich in mir spüren kann. Für eine Erfahrung, die mich nicht entmachtet, sondern mich tiefer in meine Essenz führt – in die Verbindung zu mir selbst und zu einer Partnerin, die bereit ist, dieselbe Tiefe zu halten. Ich fordere nichts. Ich führe nichts herbei. Entweder Vertrauen ist da – freiwillig, sanft, ganz. Oder es bleibt aus. Und das ist in Ordnung.
Mein Urvertrauen war schon immer Teil meines Wesens. Ich halte mich selbst. Ich stehe auf sicherem Grund. Und genau daraus entsteht die Bereitschaft, loszulassen. Mich aus dem Physischen zu lösen. Mich im Sein neu zu entdecken. Liebe nicht mehr als Gefühl zu begreifen, sondern als Zustand – als Frequenz, in der alles vibriert.
Praktiken der Unterwerfung sind für mich keine Rituale der Macht, sondern Zeugen der Hingabe. Werkzeuge, die Vertrauen sichtbar machen. Bewegungen, durch die das Unaussprechliche Form bekommt. Für viele mag das fremd klingen. Zu tief. Zu intensiv. Zu roh. Aber für mich ist es ein heiliger Raum. Eine gelebte Wahrheit, die keiner Bestätigung bedarf.
Vielleicht ist genau das die Einladung: Deine Wahrheit zu leben, auch wenn sie nicht laut applaudiert wird. Dich selbst zu halten, auch wenn niemand klatscht. Und in deiner Tiefe zu ruhen – in Würde, in Weichheit, in Wahrhaftigkeit. Denn dort beginnt der Raum, in dem echte Nähe möglich wird. Und vielleicht auch Liebe, wie du sie noch nie erlebt hast.

Wahrheit im Körper spüren
Ob eine Fantasie oder ein Wunsch aus Trauma oder aus Wahrheit kommt, lässt sich selten im Kopf entscheiden. Der Körper weiß es zuerst. Dort, wo sich eine Sehnsucht weit, lebendig, weich und warm anfühlt, liegt oft eine Wahrheit. Dort, wo Enge, Angst oder ein Zwangsmoment mitschwingen, kann es sein, dass alte Wunden sprechen.
Es lohnt sich, mit deinem Körper in einen echten Dialog zu treten. Nicht zu analysieren – sondern zu spüren. Welche Bilder machen dich eng? Welche öffnen dich? Was passiert, wenn du dir erlaubst, diese Sehnsucht ehrlich zu fühlen – ohne sie gleich in Handlung zu übersetzen?
In mir gibt es immer unterschiedliche Seiten. Eine, die hält. Eine, die sich hingibt. Und beide sind gleich wahr, gleich weich, gleich liebevoll. Ganz gleich, ob sich das, was geschieht, zart oder heftig, wild oder ungewohnt zeigt – in mir bleibt es getragen von einer Energie, die nicht verletzt, sondern verbindet. Es geht nicht um Macht, nicht um Kontrolle, nicht um Dominanz. Es geht um Präsenz. Um Wahrhaftigkeit. Um die stille Kraft des Vertrauens.
Ich möchte niemanden überreden, niemanden manipulieren. Denn was nicht freiwillig geschieht, ist nicht echt. Und genau deshalb beginnt für mich jede Form von körperlicher Begegnung mit einem inneren Raum: dem spirituellen Raum der Verbindung. Selbst Praktiken, die äußerlich hart wirken mögen, öffnen sich in meiner Welt nur, wenn das WIR spürbar ist – wenn sich zwei Seelen auf einer Ebene begegnen, die tiefer reicht als jede Handlung.
Alles außerhalb dieses Bewusstseins ist nicht mein Weg. Meine Welt ist nicht geprägt von Lust um der Lust willen. Sie ist getragen von Liebe, von Tiefe, von einem JA, das nicht aus Bedürfnis, sondern aus Verbundenheit kommt. Und wenn sich in diesem Raum zwei Menschen finden, die bereit sind, sich zu halten, zu führen, sich zu öffnen – dann kann genau dort das Unaussprechliche geschehen: Herzöffnung. Rückkehr. Heilung. Liebe.

Zwischen Macht und Liebe
Die Sehnsucht nach Unterwerfung ist oft mehr als bloße Lust. Sie ist ein Ruf nach totaler Sicherheit. Nach einem Raum, in dem du nicht denken musst. In dem du dich nicht schützen musst. In dem du geführt wirst – nicht weil du klein bist, sondern weil du groß genug bist, um dich vertrauensvoll hinzugeben.
Diese Sehnsucht darf sein. Sie verdient einen Platz im Raum. Nicht als Tabu. Sondern als das, was sie wirklich ist: ein Ausdruck emotionaler Tiefe. Der Schlüssel liegt in der Bewusstheit. In der Fähigkeit, zwischen wiederholtem Schmerz und befreiter Hingabe unterscheiden zu lernen. Und in der Bereitschaft, sich selbst nicht zu verlieren, während man sich hingibt.
In meiner Vergangenheit war es oft der Kontrollzwang meiner Partnerinnen, der unsichtbar zwischen uns und der tiefen Verbindung stand. Die Sehnsucht nach Hingabe war in meinen Partnerinnen spürbar – diese stille, fast heilige Bitte: „Halt mich, fang mich auf, ich will einfach nur sein.“ Und doch blieb sie unerfüllt. Nicht, weil der Wunsch fehlte, sondern weil der Mut fehlte, sich wirklich zu zeigen. Aufzustehen, loszulassen, zu fallen. Das kann niemand für den anderen tun. Selbst nicht aus Liebe.
Ich habe verstanden: Selbst wenn der Wunsch nach Hingabe spielerisch Zwang beinhalten darf, braucht es dafür einen klaren, bewussten Raum. Ein Einverständnis. Eine Sprache. Und wenn dieser Raum nicht ohne Hilfsmittel wie Alkohol betreten werden kann, ist es vielleicht nicht der richtige Raum. Und nicht der richtige Zeitpunkt.
Vor meiner eigenen Transformation habe ich gewartet. 31 Jahre lang. Ich habe gehofft, entschuldigt, getragen. Ich habe geglaubt, dass Liebe bedeutet, alles auszuhalten. Doch irgendwann begriff ich: Das war nicht Liebe. Das war mein größter Selbstverrat. Ich hatte mich selbst vergessen in der Hoffnung, dass jemand anderes sich irgendwann erinnert.
Heute weiß ich: Die Sehnsucht nach Hingabe lebt weiter in mir – aber nicht mehr um jeden Preis. Sie darf sich zeigen, wenn das Gegenüber bereit ist, sie zu halten. Und vielleicht – nur vielleicht – öffnet sich dann ein Raum, in dem zwei Menschen sich begegnen jenseits von Kontrolle und Angst. Ein Raum, in dem Vertrauen nicht gefordert, sondern geschenkt wird. Ein Raum, in dem Liebe nicht beweisen muss, dass sie reicht – sondern einfach da ist. Warm. Offen. Wahr.

Fazit: Die Wahrheit liegt in deiner Tiefe
Die Sehnsucht nach kompletter Unterwerfung ist weder falsch noch automatisch heil. Sie ist eine Einladung. Kein Urteil. Kein Etikett. Sondern ein stilles Rufen deiner inneren Tiefe. Vielleicht ist sie ein altes Echo. Vielleicht ist sie deine tiefste Wahrheit. Vielleicht ist sie beides – ein Schmerz, der sich in Sehnsucht verwandelt hat. Und genau dort beginnt Heilung.
Wichtig ist nicht, wie andere sie sehen. Wichtig ist, ob du sie spürst – und wie sie sich für dich anfühlt. Wenn du ihr mit Achtsamkeit, Sanftheit und liebevoller Klarheit begegnest, kann sie zu einem Wegweiser werden. Nicht in alte Muster, sondern in dein wahres Sein. In deine Weichheit. Deine Wahrheit. Deine Würde.
Du darfst fühlen, was du fühlst. Du darfst dich sehnen, ohne dich zu verlieren. Und du darfst entscheiden, wem du dich öffnest. Und wann du dich selbst hältst. Denn wahre Hingabe beginnt nicht bei der Praxis – sie beginnt in der Frequenz. Und sie reift dort, wo du dich selbst siehst, ehrst und liebst.
Vielleicht, eines Tages, tritt jemand in dein Leben, der dich nicht erschreckt, sondern erkennt. Nicht beschneiden will, sondern vertiefen. Und vielleicht ist genau das die größte Einladung: Nicht weniger zu werden – sondern ganz. Und dich dann voller Vertrauen hinzugeben an eine Liebe, die dich nicht verschlingt – sondern dich zum Leuchten bringt.
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